Am Ende eines Satzes steht ein Punkt. Das lernt jedes Kind schon in der Grundschule. Ein Punkt symbolisiert, dass eine Aussage getroffen wird, die durch dem Punkt beendet wird. Deshalb wird er Schlusspunkt, Satzendpunkt oder Satzpunkt genannt.
Wenn wir nun einen Satz laut vorlesen oder laut sprechen, sprechen wir den Punkt nicht aus (es sei denn, wir diktieren etwas). Damit beim Sprechen klar wird, dass der gesprochenen Satz zu Ende ist, senken wir unsere Stimme ab. Sie wird dann automatisch tiefer.
Soweit die Theorie. Viele Menschen tendieren dazu, genau das nicht zu tun. Sie machen dann etwas Ähnliches wie ein Pilot, wenn er statt zu landen durchstarten muss: Sie ziehen ihre Stimme am Ende eines Satzes nach oben. Der Satz hat dann kein klingendes Ende sondern wird eher wie eine Frage formuliert.
Wenn ich mit einem Satz in dieser Klangart konfrontiert werde, irritiert mich das. Ich weiß dann nicht, wie es weiter geht und verliere meinen Zuhörer-Faden. Mein Ohr erwartet einen Satz und erhält so etwas wie eine Frage. Ich frage mich dann: „Und jetzt? Was kommt nun? Was fange ich mit dieser hochgezogenen Formulierung an?“ Ich reagiere ratlos und hinterfrage die Absicht des Sprechers. Traut er sich nicht, einen Satz als Aussage zu formulieren? Hat er Angst, sich damit fest zu legen? Oder ist er sich selber nicht sicher, ob er eine Aussage und damit eine konkrete Formulierung trifft, die er so stehen lassen kann oder muss?
Wahrscheinlich ist es wie so oft: Dem Sprechenden ist gar nicht bewusst, dass er am Ende eines Aussagesatzes ein Fragezeichen platziert, das da gar nicht hingehört. Und noch weniger ist ihm wahrscheinlich klar, dass er damit seine eigene Kompetenz und Aussagekraft untergräbt.
Vielleicht liegt das daran, dass wir uns selbst viel zu selten zuhören oder etwas laut vorsprechen. Und wenn uns kein wohlmeinender Zuhörer darauf aufmerksam macht, schleift sich dieses durchstarten ein und wird zur Gewohnheit.