Man kann nicht nicht kommunizieren

Von Paul Watzlawick habe ich das erste Mal in der Schule gehört. Dass sein berühmtestes Axiom über das miteinander Kommunizieren einmal einer meiner Antreiber werden würde, habe ich damals nicht im Entferntesten gedacht.

Man kann nicht nicht kommunizieren macht deutlich, dass alles, wirklich alles, was wir sagen, was wir nicht sagen und was wir mit Mimik und Gestik zeigen, Kommunikation bedeutet. Als ich darüber nachgedacht habe, warum ich mich so intensiv und so leidenschaftlich mit Kommunikation beschäftige, ist mir klar geworden, dass dieser Satz die Ursache ist. Kommunikation kann so einfach sein, wenn wir uns bewusst machen, was wir sagen und zeigen. Das ist mein „Warum“: Ich will dazu beitragen, dass die Menschen sich mehr damit beschäftigen, was sie wie sagen. Ich will erreichen, dass Menschen klar, eindeutig und zielorientiert kommunizieren, damit das Miteinander leichter wird.

Was sagen wir und was meinen wir?

Der Satz „Ich freue mich, dich zu sehen“, erhält eine völlig neue Bedeutung, wenn wir dabei die Augen zusammenkneifen, grimmig schauen und unsere Mundwinkel nach unten ziehen.

Ein „Herzlich willkommen“ wirkt widersprüchlich, wenn wir die Arme fest vor unserem Körper verschränken statt sie zur Begrüßung dem Ankömmling entgegenzustrecken.

So können viele unserer Reaktionen doppelte Bedeutungen zum Ausdruck bringen: Tränen können Ausdruck von Schmerz oder Freude sein, eine geballte Faust kann als Drohung eingesetzt werden oder Selbstbeherrschung ausdrücken. Ein Lächeln kann Sympathie zeigen oder Verachtung bedeuten. Zurückhaltung kann als Taktgefühl oder Gleichgültigkeit ausgelegt werden.

Welche Bedeutung sie tatsächlich hat, liegt entweder an der Art desjenigen, der die Botschaft aussendet, oder an dem, der sie empfängt und damit für sich deutet.

Diese Beispiele zeigen sehr deutlich, wie schwer es manchmal sein kann, die Botschaft des Senders zu übersetzen und zu verstehen. Oder missverstehen. Je nachdem.

Wenn das Satzende noch einmal durchstartet

Foto: pixabay.com

Am Ende eines Satzes steht ein Punkt. Das lernt jedes Kind schon in der Grundschule. Ein Punkt symbolisiert, dass eine Aussage getroffen wird, die durch dem Punkt beendet wird. Deshalb wird er Schlusspunkt, Satzendpunkt oder Satzpunkt genannt.

Wenn wir nun einen Satz laut vorlesen oder laut sprechen, sprechen wir den Punkt nicht aus (es sei denn, wir diktieren etwas). Damit beim Sprechen klar wird, dass der gesprochenen Satz zu Ende ist, senken wir unsere Stimme ab. Sie wird dann automatisch tiefer.

Soweit die Theorie. Viele Menschen tendieren dazu, genau das nicht zu tun. Sie machen dann etwas Ähnliches wie ein Pilot, wenn er statt zu landen durchstarten muss: Sie ziehen ihre Stimme am Ende eines Satzes nach oben. Der Satz hat dann kein klingendes Ende sondern wird eher wie eine Frage formuliert.

Wenn ich mit einem Satz in dieser Klangart konfrontiert werde, irritiert mich das. Ich weiß dann nicht, wie es weiter geht und verliere meinen Zuhörer-Faden. Mein Ohr erwartet einen Satz und erhält so etwas wie eine Frage. Ich frage mich dann: „Und jetzt? Was kommt nun? Was fange ich mit dieser hochgezogenen Formulierung an?“ Ich reagiere ratlos und hinterfrage die Absicht des Sprechers. Traut er sich nicht, einen Satz als Aussage zu formulieren? Hat er Angst, sich damit fest zu legen? Oder ist er sich selber nicht sicher, ob er eine Aussage und damit eine konkrete Formulierung trifft, die er so stehen lassen kann oder muss?

Wahrscheinlich ist es wie so oft: Dem Sprechenden ist gar nicht bewusst, dass er am Ende eines Aussagesatzes ein Fragezeichen platziert, das da gar nicht hingehört. Und noch weniger ist ihm wahrscheinlich klar, dass er damit seine eigene Kompetenz und Aussagekraft untergräbt.

Vielleicht liegt das daran, dass wir uns selbst viel zu selten zuhören oder etwas laut vorsprechen. Und wenn uns kein wohlmeinender Zuhörer darauf aufmerksam macht, schleift sich dieses durchstarten ein und wird zur Gewohnheit.

 

Die Kraft der 26

Foto: Anja Kuhn

Unser Alphabet beherbergt 26 Schätze. Alleine für sich genommen stehen sie ziemlich einsam da. Aber wenn sie gemeinsam als Gruppe auftreten, entfalten Sie eine unglaubliche Kraft. Dann bilden sie Worte und Sätze und können jede Menge bewirken und auslösen.

Dynamische Texte, leidenschaftliche Reden, überzeugende Ansprachen und Vorträge, Theaterstücke und vieles mehr entstehen, wenn wir bewusst mit den Buchstaben arbeiten und sie zu Worten und Sätzen zusammen fügen.

Der Ernst des Lebens begann mit dem Lesen

Ich war sechs Jahre alt, als – wie meine Großmutter es formulierte – für mich der Ernst des Lebens begann. Endlich wurde ich eingeschult. Und das wichtigste an der Schule war für mich das Fach Lesen. Denn endlich durfte ich in die Welt der Buchstaben eintauchen. Lernen, wie sie entstehen, lernen, wie ich sie zusammensetzte, lernen wie ich sie zu Papier bringe. Endlich konnte ich die Vielzahl der Bücher selber und vor allen Dingen alleine lesen, die ich zu jedem Geburtstag und zu Weihnachten geschenkt bekam. Nach diesen Buch-Schenk-Tagen sahen mich meine Eltern nur zum Essen. Und es kam des Öfteren vor, dass mein Vater mahnend an meine Zimmertür klopfte, wenn das Licht meiner Taschenlampe unter der Bettdecke hervor lugte und mich zu später Lesestunde verriet.

Ich tauchte in die Geschichten ein, erkundete mit den fünf Freunden die Geheimnisse von versteckten Höhlen, kicherte über die Streiche von Pumuckl, staunte über den Mut und die Kraft von Pippi Langstrumpf und liebte die Geschöpfe bei Ronja Räubertochter. Ich konnte gar nicht genug davon kriegen. Das ist heute auch noch so. Ich lese zwar nicht mehr mit der Taschenlampe unter der Bettdecke, tauche aber immer noch gerne für ein Wochenende mit einem guten Buch buchstäblich ab.

Die Vielfalt unserer Sprache

Unsere Sprache und ihre Vielfalt begeistern mich sehr. In Zeiten von Abkürzungen und Slangs, durch Kurznachrichten verstümmelte Sätze, Verbreitung des Konjunktivs und unnötigen Füllworten kämpfe ich für die Schönheit und insbesondere auch für die Klarheit unserer Sprache. Zugegeben: das ist nicht immer leicht. Natürlich verstricke ich mich auch in Formulierungen, die nicht immer schön anmuten. Aber schließlich leben wir in dem Land der Dichter und Denker und tragen ein großes Erbe. Dafür lohnt es sich meiner Meinung nach sehr, sich mit der eigenen Sprachkompetenz zu beschäftigen.

Kundenorientierte Kommunikation

Zugewandte Formulierungen helfen uns zum Beispiel, besser und leichter miteinander in den Dialog zu treten. Positive, klare und offene Worte können wahre Kraftprotze sein. Und wenn wir sie dann noch zusätzlich mit bildhaften Formulierungen kombinieren, können sie sich zu realen Kommunikations-Helden entwickeln. Das gilt im privaten Bereich genauso wie im geschäftlichen. Hier heißt das Zauberwort „kundenorientierte“ Kommunikation.

Die Kraft der 26 – es lohnt sich, sich intensiver mit ihnen und den Möglichkeiten, die sie bieten, zu beschäftigen.

 

Als ein Doppelpunkt noch ein Doppelpunkt war….

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Es gab Zeiten, da war ein Bindestrich einfach nur ein Bindestrich und ein Doppelpunkt genau das: ein Doppelpunkt. Theoretisch ist das heute auch noch so. Praktisch passiert es aber in der digitalen Sprache häufig, dass sich Satzzeichen zusammen rotten und in Kleingruppen auftreten. Dann sind sie nicht mehr nur Satzzeichen sondern bilden Gesichter oder besser gesagt Smileys, die jede Menge Grimassen `drauf haben. Sie können einfach nur lächeln 🙂 – so wie der gute alte Smiley aus den 80er Jahren. Sie können traurig gucken 🙁 oder wütend, blecken die Zähne 😀 oder tragen Sonnenbrillen. Sie können sogar zwinkern 😉 .

Heute heißen sie allerdings Emoticons, weil sie unsere Gefühle zum Ausdruck bringen können. Damit können sie uns die Kommunikation ziemlich erleichtern – zum Beispiel bei Whats App, SMS oder Social Media-Beiträgen. Manchmal geht die Nutzung von Emoticons aber auch nach hinten los. Dann nämlich, wenn die Leserin oder der Leser die Gesichter falsch versteht. Statt vereinfacht zu kommunizieren wird es an dieser Stelle ganz schnell wieder kompliziert.

Wie bei meiner Freundin neulich, als ihr Liebster ihr einen Smiley mit einem zugedrückten Auge schickte. Nimm es nicht so schwer wollte er wohl schreiben. Sie hat es aber stattdessen völlig auf die Palme (die gibt es wunderbarer Weise auch als Emoticon) gebracht und fand die Verwendung in dem Textzusammenhang absolut unpassend. So ist das mit dem Sender-Empfänger-Prinzip! Egal welche Kommunikationsform wir benutzen.

Vielleicht sollten wir doch lieber wieder mehr dazu übergehen, die Satzzeichen so zu nutzen, wie es gedacht ist: Mit einem Doppelpunkt eine wichtige Aussage, eine Erklärung oder eine direkte Rede einzuleiten. Mit einer Klammer auf oder zu etwas eine Gliederung in einen Satz einfügen und mit einem Binde- oder Gedankenstrich Schachtelsätze aufzulösen. Oder einfach wieder mehr miteinander telefonieren und uns zu einer Tasse Kaffee verabreden. In diesem Sinne: enjoy 🙂 !

 

Warum die Kommunikation in der Liebe ihre eigenen Wege geht

„Ich habe eine Wassermelone getragen.“

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Gestern Abend kam einer meiner Lieblingsfilme im Fernsehen – ein Klassiker: Dirty Dancing. Und darin sagt Baby das – für mich – Zitat aller Film-Zitate: „Ich habe eine Wassermelone getragen.“ Gorßartig: Patrick Swazey steht vor ihr, fragt warum sie als Gast in dem Angestellten-Bereich ist und sie, die sich in ihn verguckt hat, sagt so etwas völlig widersinniges. Warum ich dieses Zitat so genial finde? Ganz einfach: Es zeigt auf einfachste und zugleich eindrucksvolle Weise, dass in der Liebe die Kommunikation völlig andere Wege geht, als im „normalen“ Leben. Continue reading „Warum die Kommunikation in der Liebe ihre eigenen Wege geht“

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