Wenn die Arme tanzen – Mit der richtigen Gestik sprechen

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„Bewegung und Tun gehören zusammen“, hat Oswald Spengler einmal gesagt. Das trifft auf jeden Fall auf mich zu, denn es fällt mir unglaublich schwer, für einen längeren Zeitraum völlig still auf einem Stuhl zu sitzen. Kürzlich habe ich festgestellt: meine persönliche Schmerzgrenze liegt bei etwa zwei Stunden. Ab dann wird es richtig schwer. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich bei den Seminaren, die ich gebe, immer stehe. Auch wenn sie einen ganzen Tag angesetzt sind und ich hohe Schuhe trage, sitze ich maximal während der Aufgaben, die meine Teilnehmer ausarbeiten sollen.

Die persönliche Bühne

Während meiner Moderatorenausbildung habe ich gelernt, dass ich eine Bühne vorbereiten soll, auf der ich mich nach Lust und Laune bewegen kann. Bis dahin habe ich gedacht, dass eine Bühne nur etwas für Rockstars, Akrobaten und sonstige Künstler sei. Aber auch Trainer, Referenten, Vortragsredner und Moderatoren bereiten sich ihre persönliche Bühne.

Je nach Typ Mensch und inhaltlichen Themen wird sie sehr reduziert oder sehr aufwändig gestaltet . Manche nutzen gern ein Flipshart, manche zusätzlich eine Moderatorenwand, im Hintergrund eine Projektion und Plakate – wie es demjenigen gefällt, der sich seine Bühne baut.

Persönliche Präsenz

Es ist aber auch wichtig, dass neben den Accessoires und Gestaltungselementen die persönliche Präsenz die Bühne ausfüllt. Je größer die Bühne, desto auffälliger sollen die Mimik und desto größer die Bewegungen sein, heißt es. Hier ist aber meiner Meinung nach Vorsicht geboten. In letzter Zeit ist mir vermehrt aufgefallen, dass sich zahlreiche Referenten antrainiert haben, ihre Mimik mit dem Mund und den Augen so extrem einzusetzen, dass das Gesicht schon fast wie in einem übertriebenen Zeichentrickfilm wirkt. Ich beginne dann nach kurzer Zeit auf eben diese Partien zu starren und meine Ohren schalten ab. Ich höre nicht mehr zu sondern konzentriere mich auf die Wirkung der Mimik bis ich ganz aussteige.

Untermalen statt fuchteln

Noch schlimmer finde ich es, wenn Menschen bei ihrem Vortrag fuchteln. Sie haben irgendwann einmal gelernt, dass Arme das Gesagte durch wirksame Gesten mit den Händen und Armen unterstrichen wird. Das stimmt ja auch. Aber es gibt wenige Fachvorträge, in denen es um das Tanzen geht. So sieht es jedoch manchmal aus, wenn die Arme wild und unüberlegt eingesetzt und bei jedem Wort hin und her geschleudert werden. Auf die Spitze getrieben wird dies durch stetiges Auf- und Abgehen auf der Bühne. Bei einigen Referenten wirkt es, als hätten sie an dem entsprechenden Tag noch nicht die vorgegebene Schrittzahl auf ihrem Schrittzähler erreicht und müssten diese nun auf der Bühne nachholen.

Andere wiederum wirken wie festgenagelt und stehen während ihres gesamten Vortrags auf einer Stelle.

Natürlich übertreibe ich mit diesen Beschreibungen. Aber Übertreibung ist ein wirksames Mittel um etwas scheinbar Einfaches deutlicher darzustellen. Denn hier geht es – wie bei so vielem – um das Maß aller Dinge. Die Mimik, die Bewegung und das Tempo, das zu einem passt. Das können Sie üben. Vor dem Spiegel, mit Ihrem Coach oder Trainer oder mit Ihren Freunden, die ehrlich zu Ihnen sind.

Wichtig sind vor allem zwei Dinge:

  1. Setzen Sie Mimik, Bewegung und Tempo so ein, dass Sie sich wohl fühlen, sonst wirkt das Antrainierte genauso: antrainiert.
  2. Achten Sie darauf, dass Mimik, Bewegung und Tempo zu dem passt, was Sie sagen.

Wenn Sie diese beiden Punkte erfüllen, nehmen Ihre Zuhörer das, was Sie zu sagen haben, deutlich leichter auf und können es damit besser verarbeiten. Die Gefahr, dass sie Zuhörer mitten in Ihrem Vortrag oder Seminar verlieren ist dadurch deutlich geringer.

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