Der rote Faden

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Es gibt Dinge, die ziehen sich durch mein Leben wie ein roter Faden. Ich bin davon überzeugt, dass es den meisten Menschen so geht. Das müssen nicht immer Ereignisse sein. Manchmal sind es auch Formulierungen. In diesem Fall ist es der rote Faden selbst.

Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich ihn unsichtbar mit mir herum tragen und dann, ganz plötzlich, kann ich ihn sehen. Das erste Mal tauchte er in der Schule auf. Dort lernte ich: Ein Aufsatz benötigt einen roten Faden. Er besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss, die so miteinander verbunden werden müssen, dass sie wie Perlen an einer Kette aufgereiht verlaufen.

Sogar die Textaufgaben in der Mathematik bekamen einen roten Faden. Später war es der Lebenslauf. Er tauchte einfach immer wieder auf. Wir können gar nicht anders, als mit einem roten Faden zu arbeiten. Das hat einen großen Vorteil. Er erleichtert uns unsere Arbeit. Wenn wir Informationen zusammenstellen, müssen wir nur den roten Faden im Auge behalten. Zum Beispiel auch beim Storytelling. Eine gute Story ist nichts anderes wie der Aufsatz in der Schulzeit. Sie besteht ebenfalls aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss. Oder wie es beim Film- und im Theater heißt: Einer Dramaturgie. Ein anderer Name, gleiche Aussage.

Storytelling und der rote Faden

Wenn wir mit dem Aufbau einer Story beginnen, benötigen wir zuallererst einen Hauptdarsteller, einen Helden, den wir unseren Lesern und Kunden vorstellen. Er ist derjenige, der die Lösung für die Probleme unserer Kunden sucht bzw. verkörpert. Dieser Held kann eine einzelne Person, eine Gruppe oder ein Produkt sein.

Als nächstes legen wir fest, was er will, welches Ziel er verfolgt, welche Wünsche er hat. Beides erreicht er natürlich nicht einfach so, ohne Hindernisse. Deshalb brauchen wir einen Konflikt, den er erlebt, den er bewältigen muss. Ein Hindernis oder Komplikationen, die unerwartet auftauchen und ihn herausfordern. Denn was wäre ein Held ohne ein Problem, das er lösen muss? Natürlich findet unser Held ganz schnell die rettende Lösung. Und schon haben wir das Happy End! Der rote Faden ist gelegt.

PS: Als ich mich mit dem roten Faden näher beschäftigte, habe ich gelernt, dass die Metapher aus der Seefahrt stammt. Die englische Marine ließ den roten Faden in ihre Taue einarbeiten, damit sie diese schnell als ihr Eigentum identifizieren konnte. Der rote Faden zog sich durch die Taue.

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