Es gibt Worte, die erlangen einen Heldenstatus, über den sie sich sicher selber wundern würden, wenn sie nur könnten. Zu diesen Worten gehört „genau“.
Beim Blick in den Duden finde ich allerlei Synonyme: akkurat, bestimmt, deutlich, eindeutig, exakt, und viele andere mehr. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie sagen aus, dass eine Sache, ein Verhalten oder ein Ablauf richtig und eindeutig sind. Genau eben.
Wir verwenden „genau“ zum Beispiel häufig auch in einem Zusammenhang: genau zielen, genau sehen, genau nehmen.
In der letzten Zeit beobachte ich immer häufiger, dass „genau“ von vielen Menschen verwendet wird, um sich selbst etwas zu bestätigen. Zum Beispiel in einer Prüfung. Ein Prüfling schildert im Prüfungsgespräch die Vorzüge eines Produktes und fügt hinter jedem Satz das Wort „genau“ an. Er beschreibt die Verarbeitung des Produktes. Dann kommt: Genau. Er beschreibt dessen Haptik. Darauf folgt: Genau. Er beschreibt die Farbigkeit und ergänzt: Genau. In meinem Kopf passieren dann zwei Dinge:
Ich höre nur noch das Wort „genau“ und warte schon fast ungeduldig auf sein nächstes Erscheinen.
Es nervt mich.
In beiden Fällen führt das dazu, dass ich kaum noch in der Lage bin, mich auf den relevanten Inhalt zu konzentrieren.
Kennen Sie den Mythos vom Elevator-Pitch? In den 90er-Jahren wollten junge, dynamische Start-up-Unternehmen im Silicon Valley mit den ganz Großen ins Geschäft kommen. Die Chance, einen Termin bei einem der Geschäftsführer zu erhalten, war nahezu gleich null. Dann hatte einer von ihnen die zündende Idee, bei der ihm die Höhe der Gebäude zur Hilfe kam: Jeder der „großen“ Geschäftsführer musste auf dem Weg zu seinem Büro den Aufzug benutzen. Hier war er für wenige Minuten „gefangen“.
Der junge Unternehmer wartete, bis der heiß begehrte, mögliche neue Partner, in den Aufzug stieg. Schnell stieg er dazu und nutzte diese kurze Zeitspanne für sich. Er präsentierte ihm während der Fahrt in dem Aufzug seine Idee. Diese Kurzpräsentation war so überzeugend, dass er einen Termin bekam! Der Elevator-Pitch war geboren.
Diese Geschichte hält sich seit einigen Jahren hartnäckig und egal ob sie wahr ist oder nur ein Mythos: Ich finde sie charmant und wirksam. Oder hatten sie bei der Beschreibung etwa keinen gläsernen Aufzug mit einem Mann im Anzug und einem legerer gekleideten Herrn vor Augen, der den langen Weg in die obersten Stockwerke entgegen schwebt?
Was antworten Sie, wenn jemand Sie fragt, was Sie beruflich machen? Können Sie in wenigen Sätzen Ihre Aufgabe, Ihr Produkt oder Ihr Unternehmen so vorstellen, dass Ihr Gegenüber ein Bild davon hat? Meist sehen wir selber den Wald vor lauter Bäumen nicht und kommen vom Hölzchen aufs Stöckchen, aber nicht zum Punkt. Das ist natürlich nicht falsch. Aber wenn wir diese Beschreibung selbstkritisch beleuchten, drängt sich die Frage auf, ob wir unseren Gesprächspartner damit neugierig auf uns und unser Produkt gemacht haben. Forscher fanden heraus, dass Geschichten 22 Mal besser in Erinnerung bleiben, als Fakten.
Deshalb empfehle ich in so einer Situation die Kurzgeschichte Ihrer Story: Den Elevator-Pitch. Hier folgen nun einige Tipps, wie Sie Ihren Elevator-Pitch vorbereiten können:
Erstellen Sie eine neutrale Liste mit allen Eigenschaften und Merkmalen Ihres Produktes
Reduzieren Sie die Liste auf 9 Begriffe
Entscheiden Sie sich für die wichtigsten 5 Eigenschaften
Reduzieren Sie Ihr Angebot auf seinen Kern
Und nun
Stellen Sie sich plastisch und in leuchtenden Farben Ihr Angebot vor.
Drehen Sie einen inneren Film. Sehen, hören, spüren Sie was passiert.
Nutzen Sie Ihre inneren Bilder als Gedächtnishilfe
Begeistern Sie durch Anschaulichkeit, sprachliche Kraft und Phantasie
Seien Sie glaubhaft und authentisch
Hier sind ein paar Beispiele, die die Übung für Sie vielleicht greifbarer machen:
Küchenverkäufer: Meine Aufgabe ist es, dass meine Kunden sich zu Hause wie Johann Lafer fühlen.
Unternehmen für Sicherheitstechnik: Mit unserer Unterstützung fühlen sich die Menschen in ihren vier Wänden sicher und geborgen. Auch wenn sie unterwegs sind.
Zahnarzt: Ich sorge dafür, dass die Menschen ihr strahlendes Lächeln zeigen können.
Hundetrainer: Ich sorge dafür, dass Hunde den Lassie-Faktor bekommen.
Wichtig dabei ist: Beginnen Sie mit Ihrem Elevator-Pitch bevor Sie konkret sagen, was Sie tun. Es geht darum die Neugierde zu wecken und Ihren Gesprächspartner dazu zu bringen, nachzufragen, was Sie genau tun. Wenn Sie stattdessen zu Beginn des Gesprächs antworten: ich bin Zahnarzt, Hundetrainer oder Küchenverkäufer ist alles gesagt und eine Nachfrage überflüssig. Erzeugen Sie mit Ihrem Elevator-Pitch ein Bild im Kopf des Zuhörers.
Probieren Sie es aus und üben Sie Ihren Elevator-Pitch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Ein Baum muss jede Menge aushalten, wenn der Wind an ihm rüttelt und schüttelt, wenn der Regen nur so vom Himmel herunter prasselt und wenn die Sonne gnadenlos auf seine Blätter schein. Aber: All das kann ihm nichts anhaben, denn er ist fest im Boden verwurzelt. Dort hält er sich fest und holt sich Kraft, so dass nichts ihn umwerfen kann. Er wiegt sich vielleicht mit dem Wind hin und her, aber er bleibt stehen.
Ich finde, dass die Natur hier – wie so oft – ein hervorragendes Vorbild ist. Genau diese Standfestigkeit können wir uns von ihm abgucken. Wenn es stürmisch wird, bleiben wir einfach ganz fest auf dem Boden stehen, statt uns umwerfen zu lassen.
Stellen sie sich folgende Situation vor: Sie haben sich auf ein Thema vorbereitet und wollen nun ihre Ergebnisse vor einer Arbeitsgruppe präsentieren, oder sie wollen einen Vortrag halten. Sie sind aufgeregt und nervös. Ihr Mund fühlt sich trocken an, ihre Hände dagegen sind feucht. Kurz gesagt: Sie haben Lampenfieber.
Standfest wie ein Baum
Hier kommt der Baum ins Spiel: Er steht für eine Übung, die genau in diesem Moment sehr hilfreich ist. Denken sie nun für einen kurzen Moment an einen starken Baum, der jedem Wetter trotzt. Versuchen sie, ihn bildlich vor sich zu sehen. Er steht fest und stark an seinem Platz. Machen sie es einfach genauso wie er. Stellen sie sich fest mit beiden Beinen auf Ihren Platz. Verlagern sie das Gewicht gleichmäßig auf beide Füße und machen sie sich diesen, ihren Moment für ihre Präsentation ganz bewusst. Atmen sie einmal ein und einmal aus und schon verringert sich ihre Aufregung und sie werden ruhiger.
Diese Mini-Übung dauert keine dreißig Sekunden, aber sie hilft uns, uns auf unser Thema zu konzentrieren und in der Situation anzukommen. Alles andere spielt für die Dauer unseres Vortrages keine Rolle.
Wenn wir mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen wird fast automatisch unser Rücken gerader, die Schultern bewegen sich ein wenig nach hinten und wir erhalten insgesamt eine bessere Körperspannung, die Konzentration und Professionalität ausdrückt.
Das funktioniert auch im Sitzen und kann auf alle anderen Situationen übertragen werden, in denen wir einen festen Stand gut gebrauchen können…
Es gibt Dinge, die ziehen sich durch mein Leben wie ein roter Faden. Ich bin davon überzeugt, dass es den meisten Menschen so geht. Das müssen nicht immer Ereignisse sein. Manchmal sind es auch Formulierungen. In diesem Fall ist es der rote Faden selbst.
Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich ihn unsichtbar mit mir herum tragen und dann, ganz plötzlich, kann ich ihn sehen. Das erste Mal tauchte er in der Schule auf. Dort lernte ich: Ein Aufsatz benötigt einen roten Faden. Er besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss, die so miteinander verbunden werden müssen, dass sie wie Perlen an einer Kette aufgereiht verlaufen.
Sogar die Textaufgaben in der Mathematik bekamen einen roten Faden. Später war es der Lebenslauf. Er tauchte einfach immer wieder auf. Wir können gar nicht anders, als mit einem roten Faden zu arbeiten. Das hat einen großen Vorteil. Er erleichtert uns unsere Arbeit. Wenn wir Informationen zusammenstellen, müssen wir nur den roten Faden im Auge behalten. Zum Beispiel auch beim Storytelling. Eine gute Story ist nichts anderes wie der Aufsatz in der Schulzeit. Sie besteht ebenfalls aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss. Oder wie es beim Film- und im Theater heißt: Einer Dramaturgie. Ein anderer Name, gleiche Aussage.
Storytelling und der rote Faden
Wenn wir mit dem Aufbau einer Story beginnen, benötigen wir zuallererst einen Hauptdarsteller, einen Helden, den wir unseren Lesern und Kunden vorstellen. Er ist derjenige, der die Lösung für die Probleme unserer Kunden sucht bzw. verkörpert. Dieser Held kann eine einzelne Person, eine Gruppe oder ein Produkt sein.
Als nächstes legen wir fest, was er will, welches Ziel er verfolgt, welche Wünsche er hat. Beides erreicht er natürlich nicht einfach so, ohne Hindernisse. Deshalb brauchen wir einen Konflikt, den er erlebt, den er bewältigen muss. Ein Hindernis oder Komplikationen, die unerwartet auftauchen und ihn herausfordern. Denn was wäre ein Held ohne ein Problem, das er lösen muss? Natürlich findet unser Held ganz schnell die rettende Lösung. Und schon haben wir das Happy End! Der rote Faden ist gelegt.
PS: Als ich mich mit dem roten Faden näher beschäftigte, habe ich gelernt, dass die Metapher aus der Seefahrt stammt. Die englische Marine ließ den roten Faden in ihre Taue einarbeiten, damit sie diese schnell als ihr Eigentum identifizieren konnte. Der rote Faden zog sich durch die Taue.
Von Paul Watzlawick habe ich das erste Mal in der Schule gehört. Dass sein berühmtestes Axiom über das miteinander Kommunizieren einmal einer meiner Antreiber werden würde, habe ich damals nicht im Entferntesten gedacht.
Man kann nicht nicht kommunizieren macht deutlich, dass alles, wirklich alles, was wir sagen, was wir nicht sagen und was wir mit Mimik und Gestik zeigen, Kommunikation bedeutet. Als ich darüber nachgedacht habe, warum ich mich so intensiv und so leidenschaftlich mit Kommunikation beschäftige, ist mir klar geworden, dass dieser Satz die Ursache ist. Kommunikation kann so einfach sein, wenn wir uns bewusst machen, was wir sagen und zeigen. Das ist mein „Warum“: Ich will dazu beitragen, dass die Menschen sich mehr damit beschäftigen, was sie wie sagen. Ich will erreichen, dass Menschen klar, eindeutig und zielorientiert kommunizieren, damit das Miteinander leichter wird.
Was sagen wir und was meinen wir?
Der Satz „Ich freue mich, dich zu sehen“, erhält eine völlig neue Bedeutung, wenn wir dabei die Augen zusammenkneifen, grimmig schauen und unsere Mundwinkel nach unten ziehen.
Ein „Herzlich willkommen“ wirkt widersprüchlich, wenn wir die Arme fest vor unserem Körper verschränken statt sie zur Begrüßung dem Ankömmling entgegenzustrecken.
So können viele unserer Reaktionen doppelte Bedeutungen zum Ausdruck bringen: Tränen können Ausdruck von Schmerz oder Freude sein, eine geballte Faust kann als Drohung eingesetzt werden oder Selbstbeherrschung ausdrücken. Ein Lächeln kann Sympathie zeigen oder Verachtung bedeuten. Zurückhaltung kann als Taktgefühl oder Gleichgültigkeit ausgelegt werden.
Welche Bedeutung sie tatsächlich hat, liegt entweder an der Art desjenigen, der die Botschaft aussendet, oder an dem, der sie empfängt und damit für sich deutet.
Diese Beispiele zeigen sehr deutlich, wie schwer es manchmal sein kann, die Botschaft des Senders zu übersetzen und zu verstehen. Oder missverstehen. Je nachdem.
Jedes Märchen hat ihn. Jeder Kinofilm hat ihn. Jedes Buch ihn. Einen waschechten Helden. Eine gute Story braucht einfach einen Helden. Warum? Ganz einfach: Weil wir, die Leserinnen und Leser, die Zuschauerinnen und Zuschauer ihn brauchen.
Wir sehnen uns nach starken Figuren, die die Welt retten und am Schluss die Prinzessin heiraten. Es gibt uns ein gutes Gefühl, wenn in einem Konflikt oder einer bedrohlichen Situation wie aus dem Nichts der Retter erscheint und scheinbar mit einer Handbewegung den Bösewicht vertreibt und den bösartigen Drachen tötet. Dies zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht und lässt uns erleichtert aufseufzen.
Wir wollen uns mit genau dem Helden identifizieren, wollen Seite an Seite mit ihm kämpfen und wollen so sein wie er. Stark, mutig, weise und gut aussehend. So werden jedenfalls die meisten Helden charakterisiert.
Unser Produkt ist ein Held
Genauso eine Rolle können auch unsere Produkte und Dienstleistungen erfüllen. Wir entwickeln schließlich unsere Produkte, damit sie unseren Kunden helfen, damit sie die Probleme unserer Kunden lösen. Und genau damit erlangen unsere Produkte Heldenstatus.
Erinnern Sie sich an den Werbespot von Vorwerk, in dem eine Frau sagt, sie leite ein erfolgreiches, kleines Familienunternehmen? Er ist schon einige Jahre alt, aber ich finde ihn auch heute noch besonders ausdrucksstark. Er zeigt eine Ehefrau, Hausfrau und Mutter – alles in einer Person. Diese Frau ist den ganzen Tag damit beschäftig, ihren Alltag und den ihrer Lieben zu managen. Frühstück machen, Haus in Ordnung halten, Kinder zu ihren Freizeitaktivitäten fahren und für die ganze Familie das Essen zubereiten.
Stets an ihrer Seite: Die Haushaltsgeräte von Vorwerk. Der Staubsauger, der ihr hilft, den Hausputz zu bewältigen. Der Thermomix, der ihr hilft, die Lieblingsspeisen ihrer Lieben in kürzester Zeit zu kochen. Vorwerk hat seine Produkte mit einem Heldenstatus versehen und sie damit als Retter, als Problemlöser positioniert.
Das funktioniert problemlos mit jedem Produkt oder jeder Dienstleistung. Wir müssen uns nur überlegen, welche Geschichte wir schreiben, damit unser Produkt den Heldenstatus einnehmen kann.
Mit guten Geschichten, Markengeschichten, sprechen wir die Emotionen unserer Kunden an.
Der wesentliche Unterschied zwischen Emotionen und Vernunft besteht darin, dass Emotionen zum Handeln bewegen, während Vernunft zu Schlussfolgerungen führt. (Donald Calvie, Neurowissenschaftler).
Erfolgreiche Marken lösen Emotionen aus, die ihre Kunden zum Handeln, also zum Kauf bewegen.
Kennen Sie die Story, zu der dieser erste Satz gehört?
Es ist die Geschichte von William Hewlett und David Packard. Die beiden Studenten gründeten 1939 mit wenigen Dollars ihre gemeinsame Firma HP. Ihr erstes Produkt war ein Tonfrequenzgenerator, den sie in einer Garage in Palo Alto gebaut hatten. Ihr erster Kunde waren die Walt-Disney Studios.
Diese Geschichte wurde schon unzählige Male erzählt. Sie steht in einzigartiger Weise für die Erfüllung des amerikanischen Traums und dafür, dass jeder es schaffen kann, mit einer guten Idee, Fleiß und Hartnäckigkeit erfolgreich und wohlhabend zu werden.
Elemente einer wirksamen Story
Innerhalb dieser kurzen Sequenz stecken jede Menge Emotionen und alle klassischen Elemente, die eine gute Geschichte benötigt, um weiter erzählt zu werden:
Zwei junge Studenten, die wenig Geld haben aber an sich und ihre Ideen glauben. Diese beiden sitzen in einer kleinen, engen, dunklen Garage und tüfteln an einem technischen Gerät. Ihr erstes Produkt entsteht. Dann kommt ein großes Unternehmen, das genau dieses Gerät benötigt, um mit seinen eigenen Produkten erfolgreicher zu werden. Diese beiden Studenten lösen das Problem ihres neuen Kunden und werden dadurch selber erfolgreich.
Das ist der Stoff, aus dem gute Geschichten entstehen. Ich bin davon überzeugt: Auch wenn Sie und ich weder Hewlett noch Packard heißen, haben wir genug Material, um gute Geschichten zu erzählen und uns mit diesen Geschichten zu vermarkten. Wir müssen sie nur aufspüren und entwickeln.
Haben Sie sich schon mit dem hochwirksamen Kommunikationsinstrument Storytelling beschäftigt? Es ist ein ideales Mittel, um mit Hilfe von Storys – also Geschichten – Emotionen rund um Ihr Produkt, Ihr Unternehmen oder Sie persönlich zu transportieren. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, schenke ich Ihnen mein Freebie mit dem Titel „Share your Story – Schreiben Sie Markengeschichte“. Sie erhalten wichtige Tipps, wie Sie Ihre eigene Story schreiben können, welche Story-Arten es gibt und worauf Sie achten sollten.
PS: Der wesentliche Unterschied zwischen Emotionen und Vernunft besteht darin, dass Emotionen zum Handeln bewegen, während Vernunft zu Schlussfolgerungen führt. (Donald Calvie, Neurowissenschaftler)
Am Ende eines Satzes steht ein Punkt. Das lernt jedes Kind schon in der Grundschule. Ein Punkt symbolisiert, dass eine Aussage getroffen wird, die durch dem Punkt beendet wird. Deshalb wird er Schlusspunkt, Satzendpunkt oder Satzpunkt genannt.
Wenn wir nun einen Satz laut vorlesen oder laut sprechen, sprechen wir den Punkt nicht aus (es sei denn, wir diktieren etwas). Damit beim Sprechen klar wird, dass der gesprochenen Satz zu Ende ist, senken wir unsere Stimme ab. Sie wird dann automatisch tiefer.
Soweit die Theorie. Viele Menschen tendieren dazu, genau das nicht zu tun. Sie machen dann etwas Ähnliches wie ein Pilot, wenn er statt zu landen durchstarten muss: Sie ziehen ihre Stimme am Ende eines Satzes nach oben. Der Satz hat dann kein klingendes Ende sondern wird eher wie eine Frage formuliert.
Wenn ich mit einem Satz in dieser Klangart konfrontiert werde, irritiert mich das. Ich weiß dann nicht, wie es weiter geht und verliere meinen Zuhörer-Faden. Mein Ohr erwartet einen Satz und erhält so etwas wie eine Frage. Ich frage mich dann: „Und jetzt? Was kommt nun? Was fange ich mit dieser hochgezogenen Formulierung an?“ Ich reagiere ratlos und hinterfrage die Absicht des Sprechers. Traut er sich nicht, einen Satz als Aussage zu formulieren? Hat er Angst, sich damit fest zu legen? Oder ist er sich selber nicht sicher, ob er eine Aussage und damit eine konkrete Formulierung trifft, die er so stehen lassen kann oder muss?
Wahrscheinlich ist es wie so oft: Dem Sprechenden ist gar nicht bewusst, dass er am Ende eines Aussagesatzes ein Fragezeichen platziert, das da gar nicht hingehört. Und noch weniger ist ihm wahrscheinlich klar, dass er damit seine eigene Kompetenz und Aussagekraft untergräbt.
Vielleicht liegt das daran, dass wir uns selbst viel zu selten zuhören oder etwas laut vorsprechen. Und wenn uns kein wohlmeinender Zuhörer darauf aufmerksam macht, schleift sich dieses durchstarten ein und wird zur Gewohnheit.
Kennen Sie das? Sie wollen etwas erzählen und auf einmal fehlt Ihnen ein Wort. Es fällt Ihnen beim besten Willen nicht ein und Sie beginnen es zu umschreiben. Damit verliert Ihre Geschichte aber vielleicht an Witz, an Fluss oder büßt die Pointe komplett ein.
Wie gut wäre es, wenn uns unser Gehirn genau in diesem Moment schnell ein vergleichbares Wort auf die Zunge schicken würde. Aber woher nehmen, wenn genau das – also das Gehirn – uns gerade mit einer Wortfindungsstörung schachmatt setzt?
Das berühmte Teekesselchen
Dazu fällt mir ein wunderbares Wort-Spiel ein: Das Teekesselchen. Ich habe es zuletzt in der Grundschule gespielt. Wir haben mit seiner Hilfe gelernt, dass ein Begriff verschiedene Bedeutungen haben kann. Zum Beispiel Schloss, Bank, Schale, Tau oder Birne.
Das Spiel funktioniert so, dass ein Team sich ein Teekesselchen ausdenkt. Anschließend wird der Begriff, der sich dahinter verbirgt, mit Hilfe von einzelnen Hinweisen beschrieben. „Mein Teekesselchen befindet sich auf der Straße. Mein Teekesselchen lebt in Afrika.“ Nun müssen die Mitspieler raten, welches Teekesselchen sich dahinter verbirgt.
Hinter diesem vermeintlich einfachen Grundschul-Spiel verbirgt sich eine Übung, um unsere Sprachkompetenz zu verbessern. Sie hilft uns, auf leichte Art nach Worten gleicher Bedeutung zu suchen und sie auch zu finden.
Und ganz nebenbei können wir uns auch mit Fremdworten beschäftigen. Statt Teekesselchen können wir auch von dem Wort Homonym sprechen. Es stammt aus dem griechischem und bedeutet: mit gleichem Namen. Es bezeichnet ein Wort, das für verschiedene Begriffe steht. Während das Wort Synonym verschiedene Ausdrücke für denselben Begriff stehen.
Mit unserer Sprachkompetenz läuft es genauso wie mit Muskeln: Sie will trainiert werden, damit sie funktioniert. Wenn wir immer nur die gleichen Worte verwenden, kann sie nicht besser werden. Und warum sollen wir nicht einmal mit einem Kinderspiel Worte gleicher Bedeutung suchen? Das trainiert unsere Wortvielfalt und hilft unserem Gehirn vielleicht, schneller eine Wort-Brücke zu schlagen, wenn uns mal wieder ein Wort fehlt.
PS: Auch die Brücke kann jede Menge Bedeutungen haben. Die Brücke über die Straße, den Teppich, die Brücke im Mund, die Brücke bei der Gymnastik, ….
„Bewegung und Tun gehören zusammen“, hat Oswald Spengler einmal gesagt. Das trifft auf jeden Fall auf mich zu, denn es fällt mir unglaublich schwer, für einen längeren Zeitraum völlig still auf einem Stuhl zu sitzen. Kürzlich habe ich festgestellt: meine persönliche Schmerzgrenze liegt bei etwa zwei Stunden. Ab dann wird es richtig schwer. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich bei den Seminaren, die ich gebe, immer stehe. Auch wenn sie einen ganzen Tag angesetzt sind und ich hohe Schuhe trage, sitze ich maximal während der Aufgaben, die meine Teilnehmer ausarbeiten sollen.
Die persönliche Bühne
Während meiner Moderatorenausbildung habe ich gelernt, dass ich eine Bühne vorbereiten soll, auf der ich mich nach Lust und Laune bewegen kann. Bis dahin habe ich gedacht, dass eine Bühne nur etwas für Rockstars, Akrobaten und sonstige Künstler sei. Aber auch Trainer, Referenten, Vortragsredner und Moderatoren bereiten sich ihre persönliche Bühne.
Je nach Typ Mensch und inhaltlichen Themen wird sie sehr reduziert oder sehr aufwändig gestaltet . Manche nutzen gern ein Flipshart, manche zusätzlich eine Moderatorenwand, im Hintergrund eine Projektion und Plakate – wie es demjenigen gefällt, der sich seine Bühne baut.
Persönliche Präsenz
Es ist aber auch wichtig, dass neben den Accessoires und Gestaltungselementen die persönliche Präsenz die Bühne ausfüllt. Je größer die Bühne, desto auffälliger sollen die Mimik und desto größer die Bewegungen sein, heißt es. Hier ist aber meiner Meinung nach Vorsicht geboten. In letzter Zeit ist mir vermehrt aufgefallen, dass sich zahlreiche Referenten antrainiert haben, ihre Mimik mit dem Mund und den Augen so extrem einzusetzen, dass das Gesicht schon fast wie in einem übertriebenen Zeichentrickfilm wirkt. Ich beginne dann nach kurzer Zeit auf eben diese Partien zu starren und meine Ohren schalten ab. Ich höre nicht mehr zu sondern konzentriere mich auf die Wirkung der Mimik bis ich ganz aussteige.
Untermalen statt fuchteln
Noch schlimmer finde ich es, wenn Menschen bei ihrem Vortrag fuchteln. Sie haben irgendwann einmal gelernt, dass Arme das Gesagte durch wirksame Gesten mit den Händen und Armen unterstrichen wird. Das stimmt ja auch. Aber es gibt wenige Fachvorträge, in denen es um das Tanzen geht. So sieht es jedoch manchmal aus, wenn die Arme wild und unüberlegt eingesetzt und bei jedem Wort hin und her geschleudert werden. Auf die Spitze getrieben wird dies durch stetiges Auf- und Abgehen auf der Bühne. Bei einigen Referenten wirkt es, als hätten sie an dem entsprechenden Tag noch nicht die vorgegebene Schrittzahl auf ihrem Schrittzähler erreicht und müssten diese nun auf der Bühne nachholen.
Andere wiederum wirken wie festgenagelt und stehen während ihres gesamten Vortrags auf einer Stelle.
Natürlich übertreibe ich mit diesen Beschreibungen. Aber Übertreibung ist ein wirksames Mittel um etwas scheinbar Einfaches deutlicher darzustellen. Denn hier geht es – wie bei so vielem – um das Maß aller Dinge. Die Mimik, die Bewegung und das Tempo, das zu einem passt. Das können Sie üben. Vor dem Spiegel, mit Ihrem Coach oder Trainer oder mit Ihren Freunden, die ehrlich zu Ihnen sind.
Wichtig sind vor allem zwei Dinge:
Setzen Sie Mimik, Bewegung und Tempo so ein, dass Sie sich wohl fühlen, sonst wirkt das Antrainierte genauso: antrainiert.
Achten Sie darauf, dass Mimik, Bewegung und Tempo zu dem passt, was Sie sagen.
Wenn Sie diese beiden Punkte erfüllen, nehmen Ihre Zuhörer das, was Sie zu sagen haben, deutlich leichter auf und können es damit besser verarbeiten. Die Gefahr, dass sie Zuhörer mitten in Ihrem Vortrag oder Seminar verlieren ist dadurch deutlich geringer.